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Wie Bindung in den ersten Jahren entsteht

Aktualisiert: 29. Apr. 2024

Erfahre welche Bindungsstile sich innerhalb der ersten 12 Monate deines Babys entwickeln können.


Wie Bindung in den ersten Jahren entsteht

Bindungsstile: Wie Bindung in den ersten Jahren entsteht


Ein Bindungsstil (oder auch Bindungsmuster genannt) ist ein psychologisches Konzept, das sich auf die Art und Weise bezieht, wie Menschen in ihren Beziehungen zu anderen Menschen interagieren. Es wurde ursprünglich von dem britischen Kinderpsychiater John Bowlby und später von der Psychologin Mary Ainsworth entwickelt. Bindungsstile werden in der Kindheit geprägt, können sich aber auch im Erwachsenenalter weiterentwickeln und verändern.


Je nach Erfahrung, die ein Baby und Kleinkind mit seiner Bezugsperson macht, entwickelt es entweder eine sichere Bindung oder eine unsichere Bindung, an seine Bezugsperson. Diese frühen Erfahrungen bilden die Grundlage für unsere Beziehungsgestaltung im gesamten Leben. Das Bindungsmuster, welches wir im Laufe unseres Lebens entwickelt haben, wirkt sich insbesondere auf enge Beziehungen wie z.B. Partnerschatsbeziehungen aus und entscheidet darüber, wie wir diese wahrnehmen und gestalten.

Die sichere Bindung

Optimalerweise entwickelt ein Mensch im Laufe der ersten Lebensjahre eine sichere Bindung an mindestens eine wichtige Bezugsperson. Doch wie entsteht eine sichere Bindung in den ersten Jahren? Dies geschieht, wenn diese z.B. die Mutter zuverlässig in der Lage ist, die kindlichen Bedürfnisse zu erkennen und angemessen und prompt darauf zu reagieren.


Die Bindungsperson ist in der Lage sowohl die Bindungsbedürfnisse ihres Kindes zu erfüllen als auch das Bedürfnis nach Autonomie. Das sind zwei wichtige psychische Grundbedürfnisse eines jeden Menschen.


Wenn ein Baby unter Stress steht, weil es z.B. Angst hat, sich wehgetan hat oder ein Bedürfnis wie z.B. nach Nahrung unerfüllt ist, wird das Bindungssystem aktiviert. Wenn das Baby z.B. hungrig ist, füttert die Mutter es. Wenn das Baby müde ist, sorgt sie dafür, dass es in den Schlaf finden kann. Eltern von sicher-gebundenen Kindern sind in der Lage die Bedürfnisse ihrer Kinder zu erkennen und feinfühlig, also angemessen darauf einzugehen. Wenn das Baby oder Kleinkind z.B. weint, trösten sie es liebevoll und geduldig. Das erfordert ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Kontaktbereitschaft. Wir nennen das emotionale Verfügbarkeit.


Diese Eltern sind ebenso in der Lage das Autonomiebedürfnis ihres Kindes altersangemessen zu befriedigen. Wenn das Baby z.B. neugierig die Welt erkunden möchte und los krabbelt, unterstützen sie das Baby bei den Erkundungen und stehen ihm sowohl als sichere Basis, als auch als sicherer emotionaler Hafen zur Verfügung. Sie schaffen einen Raum für neue Lernerfahrungen, in der das Kind Neues lernen kann und sich somit als selbstwirksam erlebt.


Eine sichere Bindung kennzeichnet sich durch eine Balance zwischen den beiden Bedürfnissen nach Bindung und Autonomie. Dafür müssen Eltern in der Lage sein, auf der einen Seite Nähe zuzulassen und auf der anderen Seite ihr Kind loszulassen und Raum zu geben. So entsteht ein gesundes Verhältnis von Nähe und Distanz.


Die unsicher-vermeidende Bindung

Eine solches Bindungsmuster entsteht, wenn Eltern Schwierigkeiten haben, die Bindungsbedürfnisse ihres Kindes zu erkennen und/ oder diese zu erfüllen. Eltern von unsicher-vermeidend-gebundenen Kindern legen großen Wert auf frühe Selbstständigkeit und es fällt ihnen oft schwer Nähe zuzulassen.


Es kommt vermehrt zu Zurückweisungen, wenn das Kind z.B. Körperkontakt und Trost braucht. Häufig fallen dann Sätze seitens der Eltern wie z.B. "Es gibt jetzt aber gar keinen Grund zu Weinen". oder "Stell dich nicht so an". Kinder mit diesem Bindungsstil haben schon früh gelernt, sich stark an ihre Eltern anzupassen. Aus Angst vor einer erneuten Zurückweisung, ziehen sich diese Kinder bei Stress eher zurück und zeigen ihre Gefühle nicht offen.


Es besteht eine Überbetonung von Autonomie. Bereits Kleinkinder erkunden ihre Umwelt sehr stark und benötigen ihre Bezugsperson dabei scheinbar kaum. Das Bindungsbedürfnis wird unterdrückt. Nach außen wirken diese Kinder oftmals schon sehr selbstständig, pflegeleicht und unkompliziert. Innerlich haben sie aber sehr viel Stress, der sich anhand von erhöhten Cortisolwerten zeigt. Cortsiol ist ein Stresshormon, was bei Belastung vermehrt ausgeschüttet wird.


Meistens kommen diese Eltern mit den Autonomiebestrebungen ihrer Kinder etwas besser klar.


Die unsicher-ambivalente Bindung


Dieser Bindungsstil entwickelt sich, wenn Eltern mal in der Lage sind, feinfühlig auf die Bedürfnisse ihres Kindes einzugehen und ein anderes mal nicht. Hinzu kommen verwirrende Doppelbotschaften an das Kind. Wenn sich ein Kind zum Beispiel wehgetan hat und weint, wird es zunächst liebevoll in den Arm genommen und getröstet. Gleichzeitig wird es für sein Verhalten ausgeschimpft oder zurechtgewiesen.


Das Verhalten der Eltern gegenüber dem Kind, ist inkonsistent. Das führt dazu, dass das Kind in einer ständigen Alarmbereitschaft ist und sein Bindungssystem sehr schnell aktiviert ist bzw. bleibt. Das Kind übernimmt das Verhalten der Bezugsperson, z.B. sucht aktiv Nähe und Trost, gleichzeitig wird es aber auch wütend und wendet sich ärgerlich von der Bezugsperson ab. Diese Kinder klammern häufig sehr stark und es fällt ihnen schwer entspannt die Welt zu erkunden. Es besteht eine Überbetonung von Bindungsverhalten, was sich darin äußert, dass diese Kinder ihre Eltern nicht mehr aus den Augen lassen. Das hat zur Folge, dass das Autonomiebedürfnis unterdrückt wird.


Die unsicher desorganisierte Bindung


Die desorganisierte Bindung kennzeichnetet sich durch ein Verhalten, dass eine Mischung aus ängstlichem und vermeidendem Verhalten in zwischenmenschlichen Beziehungen zeigt. Im Gegensatz zu den anderen Bindungsstilen, die eher bestimmte Verhaltensmuster aufweisen, ist die desorganisierte Bindung durch ein inkohärentes oder widersprüchliches Verhalten gekennzeichnet.


Kinder mit diesem Bindungsstil können Schwierigkeiten haben, konsistente Strategien zu entwickeln, um mit Stress oder emotionalen Belastungen umzugehen. Auffällig sind hier bei Belastungssituationen bizarre Verhaltensweisen wie z.B.


Die Eltern dieser Kinder sind häufig stark belastet und leiden unter einem unverarbeiteten Trauma. Ein solches Bindungsmuster ist ein hoher Risikofaktor für eine behandlungsbedürftige Bindungsstörung.


Weitergabe von Bindungsmustern


Die Wahrscheinlichkeit das eigene Bindungsmuster, an sein eigenes Kind weiterzugeben, ist sehr hoch und liegt bei ca. 80%. So entstehen in Familien entweder Engels- oder Teufelskreise, die sich über Generationen hinweg stabilisieren.


Die Gute Nachricht ist, dass sich Bindungsmuster verändern lassen, sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. Oftmals braucht man bei der Veränderung von einem unsicheren zu einem sicheren Bindungsmuster professionelle Unterstützung.


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