Die Eingewöhnung klappt nicht
- Pia Beyer
- 13. Apr. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Apr. 2024

Die Eingewöhnung in die Kita kann für Eltern und Kinder eine aufregende, aber auch herausfordernde Zeit sein. Besonders bei sehr kleinen Kindern unter 3 Jahren können sich Probleme in der Eingewöhnungsphase zeigen, die Eltern oft vor große Herausforderungen stellen. In diesem Blogartikel werden wir die möglichen Gründe für Schwierigkeiten bei der Eingewöhnung von Babys und Kleinkindern untersuchen und verstehen, welche Rolle die Bindung in diesem Prozess spielt.
Für viele Eltern ist die Elternzeit nach einem Jahr vorbei und eine Eingewöhnung in einer außerfamiliäre Betreuung steht an. Doch gerade bei 1-jährigen Kindern ist die Trennungsangst besonders ausgeprägt!
Warum können Kinder unter 3 Jahren Probleme mit der Eingewöhnung haben?
Kinder befinden sich in einer Phase der Entwicklung, in der sie zunehmend unabhängiger werden, aber gleichzeitig noch stark auf die Nähe und Sicherheit ihrer Hauptbezugspersonen angewiesen sind. Die Trennung von den Eltern während der Eingewöhnungsphase kann daher für einige Kinder eine große Herausforderung darstellen.
Ein weiterer wichtiger Faktor sind die neuen und unbekannten Umgebungen sowie die neuen Bezugspersonen in der Kita. Für Babys- und Kleinkinder kann dies eine überwältigende Erfahrung sein, die Ängste und Unsicherheiten hervorrufen kann.
Darüber hinaus können auch individuelle temperamentvolle Eigenschaften des Kindes sowie die Sensibilität gegenüber Veränderungen eine Rolle spielen und die Eingewöhnungsphase erschweren.
Je kleiner ein Kind ist, desto mehr ist es auf eine liebevolle Bezugsperson angewiesen, die ihm bei der Regulation seiner Gefühle hilft. Seine Bedürfnisse wahrnimmt, versteht und angemessen und prompt darauf eingeht. Das kleine Kind ist noch sehr verletzlich und extrem abhängig von seiner bzw. seinen nahen Bezugspersonen. Eine der Hauptentwicklungsaufgaben in den ersten Lebensjahren ist es eine stabile, sichere Bindung zu seinen Bezugspersonen aufzubauen. In den ersten 2 Lebensjahren entsteht das sogenannte Urvertrauen. Das kleine Kind möchte sich nur ungern von seiner Hauptbindungsperson(en) trennen. Die Trennungsangst bei einem Baby ist mit einem Jahr besonders stark ausgeprägt.
Die Bedeutung von Eingewöhnung und Bindung bei Babys und Kleinkindern
Die Eingewöhnungsphase ist nicht nur eine praktische Notwendigkeit, um das Kind an die neue Umgebung und die neuen Bezugspersonen zu gewöhnen, sondern auch ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Bindung zwischen Eltern und Kind. Babys und Kleinkinder brauchen eine sichere Bindung zu ihren Eltern, um sich in neuen und unbekannten Situationen sicher und geborgen zu fühlen.
Die Art und Weise, wie die Eingewöhnung gestaltet wird, kann daher einen großen Einfluss auf die Bindung zwischen Eltern und Kind haben. Eine einfühlsame und unterstützende Eingewöhnung kann dazu beitragen, die Sicherheit und das Vertrauen des Kindes zu stärken und eine positive Beziehung, im Idealfall eine sichere Bindung zu den neuen Bezugspersonen in der Kita aufzubauen.
Die Rolle der Bindung in der Eingewöhnungsphase
Die Qualität der Bindung zwischen Eltern und Kind spielt eine entscheidende Rolle für den Erfolg der Eingewöhnung.
Die sichere Bindung
Ein sicheres Bindungsmuster ermöglicht es dem Kind, sich leichter von den Eltern zu trennen und neue Beziehungen aufzubauen. Es ist normal, dass ein sicher gebundenes Kind anfänglich bei einer Trennung seiner Bindungsperson in einer fremden Umgebung Bindungsverhalten in Form von Rufen, Weinen, Hinterlaufen, Krabbeln zeigt. Wenn das Kind auf eine feinfühlige, emotional verfügbare Erziehungsperson trifft, die das Kind mag, kann sich mit der Zeit eine sichere Bindung zu der neuen Bindungsperson aufbauen und Trennungen fallen mit der Zeit leichter.
Die unsichere Bindung
Wenn das Kind eine unsichere Bindung erlebt, kann dies zu Trennungsängsten und Schwierigkeiten bei der Eingewöhnung führen.
Es gibt Kinder, die kaum Bindungsverhalten zeigen. Diese Kinder wirken entspannt, unabhängig und pflegeleicht, weil sie direkt zu spielen beginnen, bei den Trennungen nicht weinen und ihre Bezugsperson scheinbar nicht brauchen. Doch Achtung! Das kann an einer unsicher-vermeidenden Bindung liegen. Es kommt zur Überforderung.
Bei einer unsicher-ambivalenten Bindung z.B. fällt eine Trennung äußerst schwer. Das Kind klammert an seiner Bezugsperson und kann sich selbst, wenn die Bindungsperson wieder da ist kaum beruhigen. Das ist für alle Beteiligten der Eingewöhnung äußerst herausfordernd. Nicht selten kommt es zu Abbrüchen der Eingewöhnung.
12 Tipps für eine erfolgreiche Eingewöhnung
Diese Tipps sollen dir helfen, um eine Eingewöhnung sanft und bindungsorientiert zu gestalten.
Frühzeitig beginnen Starte die Eingewöhnung frühzeitig, um deinem Kind genügend Zeit zu geben, sich an die neue Umgebung und die neuen Bezugspersonen zu gewöhnen. Eine langsame und schrittweise Eingewöhnung ist oft am effektivsten.
Vertrauen aufbauen: Schaffe von Anfang an eine vertrauensvolle Beziehung zu den Erziehern*innen in der Kita. Ein offener und respektvoller Austausch zwischen Eltern und Erziehern*innen ist entscheidend für eine erfolgreiche Eingewöhnung.
Individuell auf das Kind eingehen: Jedes Kind ist einzigartig und hat unterschiedliche Bedürfnisse. Achten darauf, die Eingewöhnung individuell auf die Bedürfnisse deines Kindes abzustimmen und ihm die Zeit und den Raum zu geben, die es benötigt.
Sicherheit vermitteln: Geben deinem Kind das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, indem du die ersten Tage bei ihm bleibst und ihm während der Eingewöhnung Sicherheit und Unterstützung bietest
Halte dich zurück: Setz dich an den Rand und lass dein Kind die Nähe und Distanz steuern, sei dabei passiv. Das heißt spiel nicht aktiv mit ihm, sondern sei nur die sichere Basis, die es bei Stress jederzeit wieder anlaufen kann.
Langsames Kennenlernen: Lasse deinem Kind Zeit, die neuen Räume, Spielzeuge und Bezugspersonen in seinem eigenen Tempo kennenzulernen. Dränge es nicht, sondern lasse es die neuen Erfahrungen selbst entdecken.
Abschiede gestalten: Gestalte eine Trennung abschiedsbewusst, liebevoll und einfühlsam von deinem Kind während der Eingewöhnung Verabschiede dich kurz und positiv und versichere deinem Kind, dass du bald wiederkommst. Schleiche dich niemals aus dem Raum.
Ein Übergangsobjekt: Vielleicht hat dein Kind ein Kuscheltier, Tuch oder ein kleines Lieblingsspielzeug, was ihm besonders wichtig ist. Das kann Trost und Geborgenheit schenken.
Trennungen langsam steigern: Am Anfang wirst du mit deinem Kind vermutlich nur für eine ca. eine Stunde in der Einrichtung mit deinem Kind sein. Die erste Trennung sollte nur wenige Minuten andauern. Auch wenn die Eingewöhnung gut verläuft, steigere die Trennungszeiträume langsam. Eine gute Kita oder Tagesmutter wird das sowieso so handhaben.
Offene Kommunikation: Halte die Kommunikation mit den Erziehern*innen offen und ehrlich. Teile deine Beobachtungen und Sorgen mit ihnen und arbeite gemeinsam an Lösungen.
Flexibilität zeigen: Sei flexibel und bereit, den Eingewöhnungsprozess je nach den Bedürfnissen deines Kindes anzupassen. Es ist wichtig, auf die Signale und Bedürfnisse deines Kindes einzugehen und entsprechend zu handeln. Manchmal muss man nochmal einen oder zwei Schritte zurück gehen.
Nachsorge nicht vernachlässigen: Auch nach der Eingewöhnung ist es wichtig, den Kontakt zu den Erziehern*innen aufrechtzuerhalten und regelmäßig über die Fortschritte deines Kindes zu sprechen. Eine kontinuierliche Nachsorge kann dazu beitragen, eventuelle Probleme frühzeitig zu erkennen und zu lösen.
Ein sanfter Übergang, der Zeit und Einfühlung braucht
Das Verständnis der Bedürfnisse des Kindes und die einfühlsame Reaktion darauf sind daher entscheidend für eine erfolgreiche Eingewöhnung. Eltern und Erzieher sollten zusammenarbeiten, um eine unterstützende und liebevolle Umgebung zu schaffen, die es dem Kind ermöglicht, sich sicher und geborgen zu fühlen.
Insgesamt ist die Eingewöhnung in die Kita oder bei der Tagesmutter ein wichtiger Schritt in der Entwicklung eines Kindes, der eine einfühlsame und unterstützende Herangehensweise erfordert.
Indem wir die Bedeutung von Bindung und Eingewöhnung verstehen und einfühlsam auf die Bedürfnisse unseres Kindes eingehen, können wir dazu beitragen, dass die Eingewöhnungsphase für alle Beteiligten eine positive und bereichernde Erfahrung wird.



